Biomasse-Demonstrationsanlage mit erhöhter Energieausbeute
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Biomasse-Demonstrationsanlage mit erhöhter Energieausbeute

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Biomasse-Demonstrationsanlage mit erhöhter Energieausbeute

Biomasse von unter Naturschutz stehenden Grünflächen zur Energiegewinnung nutzen kann eine Demonstrationsanlage, die kürzlich in Lauterbach im Vogelsbergkreis eingeweiht wurde.

Sie ist Teil des Forschungs- und Demonstrationsprojekts „Prograss“, das von der Universität Kassel koordiniert und in drei europäischen Regionen in Deutschland, Wales und Estland durchgeführt wird.

Prograss startete Anfang 2009 und ist ein durch das europäische Umweltförderprogramm „Life+“ mit rund zwei Mio. Euro gefördertes Projekt, in dem eine neue und hocheffiziente Technik zur energetischen Verwertung von Biomasse getestet wird. Für diese Technik werden nur Rohstoffe von unter Naturschutz stehenden Grünflächen verwendet. So entsteht keinerlei Konkurrenz zu der Nahrungsmittelproduktion.

Das Prinzip: Biomasse wird in einem Silo erhitzt und nach dem Gärungsprozess, der so genannten Wassermaischung, in feste und flüssige Bestandteile getrennt. Der feste Presskuchen kann als Brennstoff, der flüssige Presssaft zur Biogas- und Stromerzeugung genutzt werden. Durch diese Behandlung lässt sich der feste Brennstoff deutlich besser nutzen als unverarbeitetes Brennmaterial wie zum Beispiel Heu. Auch der flüssige Presssaft erzielt eine höhere Biogasausbeute. Bis zu 70 Prozent der in der Masse enthaltenen Energie kann so effizient genutzt werden.

Mit der Inbetriebnahme der Demonstrationsanlage geht das Projekt jetzt in seine Praxisphase. Die Universität Kassel hat in langjähriger Forschungsarbeit die so genannte IFBB-Technik (Integrierte Festbrennstoff- und Biogasproduktion aus Biomasse) entwickelt, die sich besonders für ältere Grünlandaufwüchse eignet. Das Prograss-Verfahren zielt insbesondere auf eine wirtschaftliche und ökologische Nutzung unter Naturschutz stehender Grünlandflächen in Europa. Prograss trägt damit zur nachhaltigen Entwicklung von abgelegenen, wirtschaftlich benachteiligten Regionen bei.

Nach der Entwicklungsphase im ersten Jahr des Prograss-Projekts wurde die Demonstrationsanlage am 9. März in Lauterbach eingeweiht. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde das europäische Projekt und seine Bedeutung im Hinblick auf den praktischen, ökologischen und regionalen Nutzen vorgestellt. Im Anschluss an die Besichtigung der Demonstrationsanlage auf dem Sonnenhof in Frischborn wurde die Anlage erstmalig offiziell in Betrieb genommen. Sie wird zunächst drei Monate im Vogelsberg arbeiten und im Rahmen von Workshops und Informationsveranstaltungen der Öffentlichkeit und dem interessierten Fachpublikum vorgestellt. Ziel ist, diese angepasste Technologie am praktischen Beispiel zu demonstrieren, das Verfahren wissenschaftlich zu testen und zu optimieren und die großmaßstäbliche Umsetzung zur dezentralen Energiegewinnung einzuleiten.

Im weiteren Projektverlauf wird die Anlage in jeder der drei Projektregionen Vogelsbergkreis (Deutschland), Middle Ceredigion (Wales) und Tartu (Estland) in einem etwa zweijährigen Zeitraum zum Einsatz kommen. Danach wird die Anlage auch anderen interessierten Projektregionen zur Verfügung stehen, die planen, das Prograss-Verfahren und die Technologie in ihrer Region einzuführen.

Das Prograss-Forschungsprojekt besteht aus insgesamt acht Teilprojekten, die mit Kooperationspartnern in Deutschland, Wales und Estland durchgeführt werden sollen, um von den Naturschutzaspekten über sozio-ökonomische bis hin zu technischen Fragestellungen den komplexen Prozess wissenschaftlich und praktisch zu erarbeiten. Partner sind die Universität Bonn, die estnische University of Life Science, das Institute of Grassland and Environmental Research in Wales, der Landkreis Vogelsberg, Industrie und Umsetzungspartner aus Deutschland und Österreich sowie das Hessische Umweltministerium.

Quelle: Universität Kassel, Prof. Dr. Michael Wachendorf