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Installationen => Regenerative Energien => Thema gestartet von: fliegerfrank am 10. Februar 2011, 23:47:49

Titel: Erdwärmesonde oder Grundwasser
Beitrag von: fliegerfrank am 10. Februar 2011, 23:47:49
Hallo,

mich beschäftigt die Frage: Unter welchen Bedingungen sollte man Grundwasser für die Wärmegewinnung nutzen und wann machen Erdwärmesonden Sinn?

Vielleicht gibt es dazu einen Leitfaden.

VG Frank

Titel: Re: Erdwärmesonde oder Grundwasser
Beitrag von: parcus am 11. Februar 2011, 10:29:45
Hallo Frank,

zunächst ist es eine Frage wie man baut, d.h. wie energieeffizient ist die Gebäudehülle.
Um so besser die Hülle, um so weniger Heizenergie braucht man. Bei einem Passivhaus funktioniert auch ein Elektroheizregister,
hier würde sich ggf. die Investition in eine Wärmepumpe gar nicht lohnen.

Baut man nicht so energieeffizient, dann würde ich zunächst eine Direktverdampfer Wärmepumpe prüfen, d.h. reicht hier die Fläche
des Grundstücks.  Wobei auch hier die Gebäudehülle eine Rolle spielt, was überhaupt an Kollektorfläche genötigt wird. Ggf. genügt
hier ein 1:1 Verhältnis. Ein JAZ bis 5,5 ist hier erreichbar.
Die teuren Erdsonden schaffen ggf. einen JAZ bis 6,0, die Grundwasser geführten System oft nur bis 4,5. D.h. hier sind die Energiekosten
höher.

Man müsste es tatsächlich auf den Einzelfall betrachten und die Rentabilität berechnen.

VG H.-P. Ambros

P.S.:
Beim Thema Grundwasser können zudem Setzungen nicht ausgeschlossen werden.
In Bezug auf den Entnahmebrunnen liegt der Schluckbrunnen flussabwärts dem Grundwasserstrom und mindestens ca. 10–15 m entfernt.
Titel: Re: Erdwärmesonde oder Grundwasser
Beitrag von: fliegerfrank am 11. Februar 2011, 19:35:04
Hallo,

vielen Dank für die schnelle Antwort.
Ich möchte noch ein paar Eckdaten nennen:
   - Niedrigenergiehaus Verbrauch unter 15 kWh/(m²a)
   - Wohnfläche 90 m²
   - Grundstück 39 m lang und 17 m breit
   - Grundwasserspiegel soll hoch liegen und es gibt viel Oberfächenwasser (Nachbarn pumpen oft Wasser aus dem Keller)
   - bis in zwei Metern Tiefe haben wir mittelfeinen Sand und Schluff
   - man erwartet in Tiefen von 25 bis 30 Metern Braunkohle
   - im Ort wurde mach meinem Kenntnissstand noch keine Erdwärmebohrung gemacht.

Bei einer Sole-Erdwärmepumpe mit einer JAZ von 5 würde ich mich schon freuen. Mich hat nur beunruhigt, das die Vorlauftemperatur der Sole schon mal unter 0 grd liegen kann. In einer Tiefe von 50 Metern sollte die Temperatur so zwischen 10 und 12 grd liegen. - Wie das zustande kommt verstehe ich irgendwie nicht. :??

Viele Grüße
Frank
Titel: Re: Erdwärmesonde oder Grundwasser
Beitrag von: parcus am 11. Februar 2011, 22:11:16
Hallo Frank,

das wäre schon ein Passivhaus. Hier genügt ein Elektroheizregister in Kombination mit der Lüftungsanlage und Wärmerückgewinnung.
Max. also eine Luftwärmepumpe mit einem JAZ über 3,7 um den BAFA noch mitnehmen zu können. Was aber bei 90m² schon zuviel des Guten wäre.

Alles andere amortisiert sich nicht und verbrennt nur Geld. Eine DV-WP (90m²) wäre schon mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Brunnen oder Sonden viel
zu aufwendig.

Ich plane gerade ein Haus mit 2 Vollgeschossen mit 200m² mit einem einfachen Heizregister.

Falls Du kein Passivhaus, sondern ein KfW-Haus anstreben würdest, wäre eine DV-WP ausreichend, hier würde ich ein Gespräch mit der unteren Wasserbehörde
führen und mich nach örtlichen Erfahrungen erkundigen.

VG
H.-P. Ambros


Ab einer Tiefe von ungefähr 10 Metern bleibt die Temperatur über das Jahr praktisch unverändert. Daher hat die Erdwärmesonde gegenüber dem Erdwärmekollektor einen höheren Wirkungsgrad. Die Tiefe einer Bohrung variiert nach dem geologischen Aufbau des Untergrundes und wird für den normalen Wohnungsbau tiefer als 50 Meter durchgeführt.
Im privaten Wohnungsbau (Einfamilienhaus) in Deutschland sind Erdwärmesonden selten tiefer als 100 m.

Rechenbeispiel:
Braunkohle, Schluff, tonig, erdfeucht 30W/m Entzugsleistung (VDI 4640)
Jahresarbeitszahl WP = 5,5
elektrische Antriebsleistung WP 5,5KW : 5,5 = 1kW
Verdampferleistung WP 5,5kW – 1kW = 4,5kW = 4500W

4500W : 30 W/m = 150m erforderliche Gesamtsondenlänge
Bohrungen: 1 Sonde à 150m oder 2 Sonden à 75m
Titel: Re:Erdwärmesonde oder Grundwasser
Beitrag von: thomas am 24. Mai 2011, 17:43:53
Also wir benutzen auch eine Erdwärmepumpe und kann bestätigen, dass die Bohrung bei uns etwas über 80m lag ! Das ist zwar alles sehr kostspielig, aber wir nutzen die Anlage mitterweile seit 7 Jahren und es läuft alles Prima ! Wartungsarbeiten hatten wir 1-2 mal, aber alles im Rahmen unter 400 €.
Titel: Re:Erdwärmesonde oder Grundwasser
Beitrag von: nette am 24. Juni 2011, 11:57:25
Danke für die nützlichen Informationen! Ich habe genau diese Art von Information gesucht!
Beste Grüße
Titel: Re:Erdwärmesonde oder Grundwasser
Beitrag von: Tschalo am 27. Juli 2011, 13:56:14
Das kann man so pauschal nicht sagen. Freunde von mir haben ihr Haus jetzt gerade auf Erdwärme umgerüstet. Im Grunde ist das von vielen Faktoren abhängig. Irgendwo gabs eine ganz interessante Leitbroschüre, ich werde den Link noch posten.